Die VPM-Bombe: Wie profitabel muss Kultur sein?

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Ich bin eher nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen. Diese Woche habe ich aber etwas erfahren, das mich sehr nachdenklich gemacht hat.

Der Bauer Verlag zieht bei der VPM Druck in Raststatt den Stecker, da der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich sei – nachdem vorher die Produktion einiger Titel nach Hamburg verlagert worden war…

VPM Druck steht für Verlag Pabel Möwig. Als Autor und Heftromanenthusiast ist das für mich einer DER Big Player im Segment. Ganz fest mit Pabel Möwig ist für mich die Serie PERRY RHODAN verknüpft, einem absoluten Meilenstein in der deutschen Science Fiction.

Aufgrund seines Erfolges habe ich PERRY RHODAN für ein unsinkbares Schlachtschiff gehalten. Aber dem ist leider nicht so, denn das Schicksal der Serie ist eng mit VPM Druck verbunden. Man muss nun keine Verlagsinternas kennen, und auch kein Jurist sein, um ein „ganz mieses Gefühl“ zu bekommen. Es hat schon besser um die Zukunft der Serie gestanden…

Mittlerweile mache ich mir echte Sorgen. Um die Literaturbranche, aber auch um uns. Wir alle haben in der Schule gelernt, dass die soziale Marktwirtschaft der beste „real Deal“ ist. Aber sind wir eigentlich noch „sozial“? Waren wir das jemals so richtig? Oder lag die Betonung immer schon eher auf „Marktwirtschaft“?

Was ich momentan beobachte, ist pure Zerstörung. Zerstörung von Arbeitsplätzen, ehemals luktrativen Unternehmen und von Vertrauen in unsere Institutionen. Das triff auch und gerade auf den kulturellen Bereich zu. Es gibt zahlreiche Beispiele, wo die nackte Ökonomie wertvolle Kulturgüter gefährdet und weggefressen hat – weil sie nicht profitabel waren.

Immer öfter komme ich ins Grübeln, ob es so noch weitergeht: Umweltschutz, Humanität, Ökonomie, soziale Ungerechtigkeit. Wollen wir wirklich weiter zuschauen, bis die Schere der Profitabilität alles abgeschnitten hat, was unser Leben lebenswert gemacht hat? Ist eine solche Gesellschaft überhaupt noch menschlich?

Ich gebe zu, dass ich kein dezidierter PERRY RHODAN Fan bin. Mein letzter Perry war der kürzliche Jubiläumsband Nr. 3000, der in diesem Februar erschienen ist. Die meisten Rhodans habe ich aber in meiner Jugend gelesen. Wohlmöglich könnte 2020 nicht nur das Jahr sein, in dem zuerst gefeiert wurde. Vielleicht war es auch das Jahr, in dem bittere Tränen vergossen wurden. Unter Umständen wird die Serie aber auch von einem weißen Ritter gerettet werden – zum jetzigen Zeitpunkt weiß das wohl niemand so ganz genau. Letztlich ist das aber auch egal, denn PERRY ist das Symbol einer Entwicklung, die eigentlich niemandem gefallen kann. Und eines ist sicher, diese Dynamik wird weitergehen…

Soll wirklich ausschließlich der „Markt“ über unsere Kultur entscheiden dürfen? Muss Kultur künftig also ausschließlich profitabel sein? Ist das dann überhaupt noch „Kultur“, oder nur noch Junk?