Du bist alt, wenn…

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Heute ist mein 46. Geburtstag. Das fühlt sich für mich so nichtssagend an, wie es sich vermutlich liest. Der 30. Geburtstag war hart, wirklich. Kurz vorher war ich auf einer Party und wurde dort von einer jüngeren Besucherin gefragt, wo denn die Toilette sei. An und für sich kein Problem, wenn sie mich nicht gesietzt hätte. Niemals zuvor hat mich irgendwer im privaten Umfeld gesietzt. Irgendwann ist eben jeder dran.

Früher gab es in der BILD diese Liebe ist… Comicstrips des  neuseeländischen Karikaturisten Kim Casali. Ja, ich gehöre zu den Menschen, die jahrelang dieses Blatt konsumiert haben. Meine Oma hat die BILD mitgebracht und ich habe sie (meist auf der Toilette) gelesen. Natürlich hatte ich dabei auch immer meinen Spaß mit dem Seite 1-Mädchen und seinen völlig abstrusen Geschichten. Hach, das war einfach eine andere Zeit. (Ich habe gerade recherchiert, die Comicstrips gibt es immer noch auf der Rückseite der Zeitung, das Seite 1-Mädchen ist leider schon längst Geschichte.) Analog zu den Casali-Strips kann man sagen: Du bist alt, wenn…

Den Anfang in dieser Reihe möchte ich hier anbieten:

Du bist alt, wenn… niemand mehr für Dich im Restaurant bezahlt.

Erinnerst Du dich noch? Einfach von der Speisekarte aussuchen, was immer Du wolltest. Papa, Mama, Opa oder Oma haben dann bezahlt. Das ist irgendwann vorbei. Meist passiert das schleichend, sodass es dich irgendwann wie mit einem Vorschlaghammer erwischt, wenn es Dir wie Schuppen von den Augen fällt. Genauso ist das ja grundsätzlich auch mit Weihnachten, den Geburtstagen und anderen Anlässen, wo andere etwas für dich vorbereiten und dich damit überraschen. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Du dein letztes „unschuldiges“ Weihnachtsgeschenk ausgepackt hast. Danach kannst Du dir dann vielleicht selbst kaufen, was Du willst. Aber das ist nicht mehr das Gleiche, zumindest für mich.

Es ist ein wenig wie mit dem Christkind/Weihnachtsmann. Wenn Du einmal weißt, dass die Geschenke nicht von einem der beiden Gestalten gebracht werden, ist Weihnachten anders. Trotzdem bleibt es irgendwie doch noch magisch. Deshalb ist der Sprung vom letzten „unschuldigen“ Geschenk zum Do-It-Yourself-Geschenk (Gutschein, Geld oder in Auftrag gegebene Geschenke) größer und unangenehmer. Vollends vorbei ist es dann, wenn Du selbst ein Kind hast. Dann bist Du an diesen Tagen nur noch Karl oder Carla Arsch. Aber so ist es eben. Nicht? Dafür darfst Du dir jetzt dein Leben mit einer hirnlosen Arbeit herumschlagen und die Miete zusammenkratzen. Genau so haben wir uns das doch als Kinder ganz bestimmt vorgestellt…

Du möchtest Deinen Senf dazugeben? Schreib mir: info@stefanhensch.de